Ein abgedroschenes Vorurteil unterstellt athletisch gebauten Menschen „viel Muskeln, wenig Hirn“. Doch Grips und Mukis schliessen sich nicht gegenseitig aus, im Gegenteil.
TEXT: ADRIAN ZELLER
In Deutschland setzten Forscher Testpersonen auf Fahrradergometer. Parallel zum Treten hatten sie Lernaufgaben lösen. Nach 36 Trainingswochen wurden die Ergebnisse ausgewertet: Die Intelligenzleistung hatte sich im Durchschnitt von 98 auf 128 gesteigert, das Lernvermögen nahm um 39 Prozent zu und das Gedächtnis war um 42 Prozent besser geworden. Und die Fähigkeit zum Finden kreativer Lösungen war um 44 Prozent angestiegen.
Bewegung steigert die Blutzufuhr
Zu Beginn der körperlichen Aktivität steigen die Durchblutung und damit die Sauerstoffversorgung des Gehirns um 20 Prozent. Mit der Bewegungsdauer erhöhen sie sich weiter, mitentscheidend für die Blutzufuhr ist die Komplexität des Körpereinsatzes. Abwechslungsreiche Sportarten sind im Kopf wirkungsvoller als gleichförmige; gute Beispiele sind Nordic Walking, Klettern und Tanzen. Wie Experimente gezeigt haben, besteht ein wesentlicher Zusammenhang zwischen jenen Hirnarealen die für die Körperkoordination zuständig sind und dem Lernerfolg.
Forschungen an der Sporthochschule Köln ergaben weiter einen Anstieg von BDNF im Blut während des körperlichen Trainings. Dieses Protein wird unter anderem in den Muskeln gebildet und unterstützt das Wachstum von Nervenzellen und – verbindungen. Insbesondere jene Bereiche die im Kopf für das Gedächtnis und das abstrakte Denken zuständig sind werden von BDNF stimuliert.
Im Weiteren bauen körperliche Aktivitäten Stress und Aggressionen ab, dies wirkt sich zusätzlich positiv auf die Leistungsfähigkeit aus. Stress bewirkt, dass einzelne Hirnzentren reduziert arbeiten, andere werden dagegen besonders aktiviert. Die Folge davon: Weitsichtiges Denken und sachliches Abwägen wird schwieriger, Körper und Geist sind ganz auf rasches Handeln eingestellt.
Sport wirkt zudem stimmungssteigernd. Es trainiert auch die Selbstdisziplin, das Durchhaltevermögen sowie die Merkfähigkeit und die Konzentration, alles wichtige Faktoren für erfolgreiche Kopfarbeit.
Sport hält Gehirn jung
Ab dem Lebensalter von 50 wird körperliche Bewegung ganz besonders wichtig, ab dann nehmen die sogenannten grauen Zellen ab. Wie Studien jedoch gezeigt haben, lässt die die Leistungsfähigkeit des Gehirns bis ins hohe Alter erhalten und auch optimieren. Bereits drei Spaziergänge pro Woche von mindestens 45 Minuten Dauer wirken sich messbar positiv aus. Besonders zweckmässig ist der regelmässige Wechsel zwischen verschiedenen Sportarten, damit werden unterschiedliche Regionen des Kopfs gefordert und leistungsfähig erhalten.
Buchhinweise:
Life Kinetik
Gehirntraining durch Bewegung (mit Audio-CD)
von Horst Lutz
erschienen im BLV-Verlag
ISBN: 978-3-8354-0963-7
Brainwalking
Machen Sie Ihrem Gehirn Beine
von Bettina M. Jasper
erschienen im Verlag Meyer& Meyer Sport
ISBN: 978-3-89899-548-1